Musik und der Weg dahin

"Apokryphen (... altgr. ... ,verborgen‘...) sind Texte, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden. Entweder aus inhaltlichen Gründen, weil sie damals nicht allgemein bekannt waren, aus religionspolitischen Gründen, weil sie erst nach Abschluss des Kanons entstanden sind, oder weil ihre Autorität nicht allgemein anerkannt war." (Quelle: Wikipedia)

Heute würde man "Outtakes" sagen, auf DVDs spricht man von "Bonus Material".
So etwas finde ich manchmal ganz spannend !

Der folgenden Geschichte fehlte einem kritischen Testleser der "literarische Höhepunkt". Ich habe sie nicht mit ins Buch genommen, weil sie ohne diesen vielleicht nur als "schmutzige Wäsche waschen" rüberkommt? Urteilen Sie selbst...


Eine Runde aussetzen - Zeitstrafe fürs Unartigsein

Ich weiß: man soll Berufliches von Privatem trennen. In meinem Fall lässt sich das nicht so genau abgrenzen, da ich als Musiker meine ganze Persönlichkeit mit auf die Bühne nehme. Ich bin immer ich. Privat oder am Klavier. Ich gehöre zu den Musikern, deren persönlichen Charme das ausmacht. Mir wurde zum Beispiel nach Konzerten schon vorgehalten, ich hätte zwischendurch gar nichts mehr von meinen Kindern erzählt. Auch der Kontakt zu Veranstaltern wird oft nach einiger Zeit so persönlich, dass ich mit vielen auf Facebook befreundet bin. Da ich über 100 Konzerte im Jahr gebe, die alle organisiert sein wollen, empfinde ich die Möglichkeit, sich mit ihnen schnell mal im Chat abzustimmen als sehr bequem.
Und so kam es, dass ich die Freundschaftsanfrage der mir in drei Auftritten noch nie zu Gesicht gekommenen Veranstalterin des vorigen Kapitels bestätigte. Leider, wie ich heute sagen muss. Als erstes stellte ich unsere Konversation auf das auf dieser Internet-Plattform übliche “Du” um. Bald darauf ergab sich in meinem Tourplan, dass ich eine Menge Zeit, Geld an der Zapfsäule und der Menschheit etwas Umweltbelastung ersparen würde, wenn sich ein bei ihr abgemachter Termin auf ein anderes Wochenende verschieben ließe. An dem hatte ich nämlich am Abend vorher einen Auftritt ganz in der Nähe abgemacht. Ich war der Veranstalterin vor gar nicht langer Zeit in genau dem selben Punkt entgegengekommen und hatte ein Konzert mit einem Kollegen getauscht. Dem waren daraus vermutlich ähnliche Vorteile erwachsen. Also fragte ich auf unser neuen Kommunikationsebene Facebook und per “Du” an, ob dies möglich sei. Ich tat dies völlig arglos und freundlich wie immer. Nicht ahnend, was für einen Eklat ich damit auslöste:
In einer langen, unfreundlichen Antwort erteilte sie meinem gut nachvollziehbaren kleinen Begehren eine schroffe Abfuhr. Zuerst wurde mir eröffnet, dass ich “das” schon einmal versucht hätte. Das stimmte. Allerdings ließ sich der Termin damals leider nicht verschieben. Warum mir dadurch ein “moralisches Anrecht” für eine zweite Anfrage erloschen sein sollte fand ich merkwürdig.
Zweitens wurde ich höchst verärgert darauf hingewiesen, dass meine neue “Freundin“ Facebook nur für private Belange nutzen würde. Bei dem Gedanken wurde mir heiß und ungemütlich. Ich hatte sie noch nie gesehen aber natürlich ein Blick auf ihr Profil geworfen. Sie war jung, sehr gut-aussehend und - Single! Ich schluckte, denn das bedeutete, sie hatte mir die Facebook-Freundschaft angeboten, weil sie privat etwas von mir wollte. Wollte sie mich näher kennen lernen? Das ergab keinen Sinn, denn in meinem Profil stand, dass ich verheiratet bin. Und hätte sie mich kennen lernen wollen, wäre es völlig unverfänglich und das Einfachste gewesen, einfach zu einem meiner Konzerte zu kommen. Einen kleinen Flirt mit mir hätte sie sich sogar als Arbeitszeit anrechnen lassen können. All das ergab keinen Sinn.
Als drittes wurde mir an den Kopf geworfen, dass sie krankheitsbedingt ein paar Tage zu Hause verbrachte und sich nicht in der Lage sah, meine Anfrage am Arbeitsplatz wieder parat zu haben. Ob das aus Faulheit oder mangelhafter Selbstorganisation unmöglich war ließ sie offen. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher. Denn ein kurzer Eintrag im Taschenkalender, wie “Piano Man - Termin verschieben”, hätten Ihr und mir den ganzen langen unerfreulichen Sermon erspart. Faul, zu mindestens schreibfaul, war sie erwiesenermaßen leider nicht. Ein freundliches “Frag doch bitte noch mal nach wenn ich wieder im Büro bin, hier habe ich meinen Terminplaner leider nicht zur Hand” hätte es auch getan. Das wäre in meinen Augen die angemessene Formulierung ihrer Antwort gewesen.
In Dale Carnegies Buch “Wie man Freunde gewinnt” lernt man, dass man verbale Kröten seines Geschäftspartners schlucken muss. Und zwar zu seinem eigenen Vorteil! Auch wenn der andere noch so sehr im Unrecht ist darf man auf keinen Fall gegen an gehen! Leider hatte ich das Buch zu dem Zeitpunkt noch nicht gelesen. Ich zickte also, so gut man das als Mann kann, zurück:
Ich versprach ihr keine extra Arbeit mehr aufzubürden, in dem ich in Zukunft nie wieder einen Termin zu Gunsten eines anderen Musikers tauschen würde. Dann “entfreundete” ich mich mit ihr auf Facebook und schrieb mein Anliegen noch einmal per “Sie” an ihre Emailadresse im Büro. Und zwar so, als wäre “privat” nichts gewesen. Derartig “überführt” schmiss sie leider nicht als guter Verlierer das Handtuch, sondern blieb weiter bockig. Mir ist klar, dass sie nicht einmal versucht haben wird, den betreffenden Kollegen zu der Möglichkeit eines Termintausches zu befragen. Warum sollte sie das auch tun? Sie saß am längeren Hebel. Dass ich bei den Patienten gut angekommen war spielte keine Rolle. Ich hatte mich in ihren Augen unartig verhalten und sie war in der Position das zu bestrafen. Ich bekam von ihr keine weiteren Engagements mehr.
Als mir klar wurde, dass ich in der schwächeren Position war, machte ich auf “naiv”. Das verleitete sie dazu, ihre “erzieherische Maßnahme”, dass ich wegen meines Fehlverhaltens eine Zeitstrafe bekommen hatte, zuzugeben. Das gab mir eine zweite Chance, klüger als das erste mal zu reagieren. Ich ging in keinster Weise darauf ein. Dass ich mich nicht verteidigte, konnte sie das als heimliches Eingeständnis meiner Schuld werten, und dass ich dazu gelernt hätte. Damit ging sie mir “auf den Leim” und offenbarte mir gnädigerweise, dass es möglicherweise ein absehbares Ende meiner Bestrafung geben könnte. Es entspann sich zwischen uns folgender Dialog per Email:

22.11. 2011
Hallo Frau Thode!
Wollen wir den 8.1. jetzt fest machen?
Viele Grüße,
Klaus Porath

28.11. 2011
Sehr geehrter Hr. Porath,
am 09.01. haben wir eine Veranstaltung, so dass es im Januar nichts mehr wird.
Wegen anderer Termine melde ich mich dann nächstes Jahr im Januar/Februar bei Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. ...

05.03 2012
Hallo Frau Thode!
Haben Sie schon weiter geplant? Mir würde der 22. Juli gut passen! :- )
Viele Grüße!
Klaus Porath

05.03. 2012
Hallo!
Die Planung für dieses Jahr habe ich abgeschlossen.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. ...

05.03 2012
Schade, dass Sie mich dabei vergessen haben!
Liebe Grüße!
Klaus Porath

06.03. 2012
Hallo!
Ich habe Sie nicht vergessen!
Ich fand die Reaktion und Diskussion wegen des Tauschens von Terminen bei Facebook unpassend. Vielleicht im nächsten Jahr.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. ...

06.03. 2012
Guten Morgen!
Dass würde mich freuen!
Viele Grüße,
Klaus Porath

Seither habe ich noch einige Male erfolglos angefragt, um einen neuen Termin zu bekommen. Trotz guter Führung ist der Bann gegen mich bislang also noch nicht wieder aufgehoben worden. Ich befürchte, dieses Buch wird das auch nicht besser machen. Eher im Gegenteil. Vermutlich habe ich jetzt bei ihr, wie es eine meiner Tanten so schön formuliert hätte, “verschissen bis in die Steinzeit”. Der Teufel ist ein Eichhörnchen. Leider kann ich nicht garantieren, dass Ihrem Vorgesetzten nicht durch einen dummen Zufall mein Buch in die Hände fallen wird. An der Sache mit dem Kiosk, und weil ich generell alle Namen nur leicht verändert habe, wird er erkennen, dass es sich um seine Klinik handelt. Sobald mein Buch erschienen ist, werde ich daraus so oft es geht bei meinen Auftritten ein oder zwei Kapitel vorlesen. Sollte ein Wunder geschehen und ich bekomme in dieser Klinik doch wieder ein Engagement erübrigt sich die Frage, welche Kapitel ich dort auf keinen Fall vorlesen werde.


(C) 2005 Klaus Porath - Alle Rechte vorbehalten

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